Im Jahr 2019 war Matera europäische Kulturhauptstadt. Die Eröffnungsfeier war am 19. Januar 2019. Das Programm war fünf Themen zugeordnet, umfasste rund 60 Projekte, darunter vier Haupt-Ausstellungen und setzte vor allem auf Kooperation und Verbindung. Verbindung nicht nur zwischen Kunst, Kultur und Wissenschaft, sondern auch zwischen ständigen Bewohnern und Besuchern Materas sowie anderen Orten in der Region Basilikata, Berlin, Europa bis zur Ruinenstadt Petra in Jordanien oder nach Japan. Die Themen lauten: Vergangene Zukunft, Kontinuität und Bruch, Reflexionen und Verbindungen, Utopien und Dystopien, Wurzeln und Wege.
Ausgehend von dem utopischen Spannungsfeld der Geschichte Materas geht es bei diesem Thema darum Wege zu finden, die Vorurteile über die Städte des Südens in Frage stellen, z.B. dass Tourismus der einzige Weg ist, um ökonomische Stabilität zu erreichen, dass Technik das einzige Modell der Vermittlung von Beziehungen ist, industrielle Monokultur die einzige Möglichkeit für Entwicklung und Essen und Wein das wesentliche Identifikationsmoment der Region.
! Ars Excavandi (Haupt- und Eröffnungsaustellung)
Eine neue Art der Annäherung an die Kunst und Praxis des Höhlenbaus. Warum begannen Menschen die Erde auszugraben? Was ist die Verbindung der unterirdischen Welt zu Initiation, Sexualität, Ritual? Was war der erste Tempel? Fülle und Leere, Licht und Dunkelheit, Stille und Klang. Können wir das von den Höhlen lernen? Die Austellung will Fragen stellen und Emotionen wecken.
( 20. Januar - 31. Juli 2019, Ridola Museum and Palazzo Lanfranchi )
Installationen und ortspezifische Arbeiten werden in einer Reihe von Hotels ausgestellt. Ziel ist, die alten "vicinati" ( Nachbarschaften ) wiederzubeleben und ein Schlüsselelement der Sassi zu erneuern: Willkommen heißen, sich treffen, zusammen leben. Hotels werden öffentliche Räume für ständige und temporäre Bewohner sowie Laboratorien für Künstler.
( Daten und Orte bitte auf der Webseite nachsehen )
Offener spielerischer Raum (open playful space # ops)
Spiele, Sport und urbane Kunst sollen unsichtbare, öffentliche Räume den Bewohnern zurückgeben, indem sie wieder sichtbarer und zugänglicher gemacht werden. Die Plätze sollen gleichzeitig Bühne, Spielplatz und Leinwand für alle sein.
Festival Open Playful Space vom 25. Mai bis 2. Juni 2019 Piazza Cesare Firrao, Rione Serra Rifusa und “Boschetto” Park in Matera )
Ähnliche Projekte sind ->Gardentopia und -> Urban Games
Hier geht es um die Jahrtausende alte Beziehung der Menschheit zum Raum und den Sternen. Auf den Spuren von Pythagoras wird die universelle Schönheit der Mathematik erkundet. Die unendlichen Möglichkeiten des Dialogs zwischen Mensch und Natur können durch Konzerte, Besuche spiritueller Orte wie Höhlenkirchen und Plätzen von kosmologischem Interesse vermittelt werden. Sehr alte Praktiken und neue Lebens- und Entwicklungsmodelle für die kommenden Jahrzehnte werden erprobt.
! "Die Poesie der Primzahlen" (The Poetry of Primes)
Eine der vier Hauptausstellungen, die zeigt, wie sehr das mathematische Denken zur Geschichte der Kultur und der Ideen gehört.
Metaponto und Policoro – Archäologische Museen, Tavole Palatine (Reste eines griechischen Tempels) vom 21. Juni - 31. Oktober 2019
Lumen umfasst fünfzehn große Lichtelemente, die an die Tradition „ luminarie“ erinnern, die im Süden Italiens die Städte während religiöser Feste erleuchten. Professionelle Licht Companies werden besondere Plätze in Matera beleuchten.
Soziales Licht ist ein Gemeinschaftsprojekt von bis zu 6000 Menschen, die permanent in Matera leben sowie für temporäre Bewohner und Besucher. In diversen Workshops können sie Bag-lights (Taschenlichter) anfertigen, die auch die weniger besuchten Orte der Stadt ins Licht setzten.
Workshops: Casino Padula (Open Design School), Matera: 26.1., 23. 2, 23.3, 20.4, 18.5, 29.6, 27.7, 24.8, 21.9, 19.10, 30.11.2019
Kosmischer Tanz / Der Apollo Soundtrack
Die Performance feiert die Apollo11 Mondlandung vor 50 Jahren mit Projektionen von
NASA -Bildern der Apollo11 Mission und live Bildern des Centro di Geodesia Spaziale “Giuseppe Colombo”. Die britische Gruppe Icebreaker, bekannt für einen Mix aus elektronischer und akustischerMusik, reinterpretiert dazu Brian Eno’s Album Apollo.
18. - 20. Juli 2019 in der Cava del Sole in Matera
Kontinuität und Bruch
Einst zum nationalen Schandfleck erklärt, ist Matera 25 Jahre nach der Aufnahme in die Liste des Unesco Weltkulturerbes noch auf der Suche nach seiner Identität. Diese Sektion des Programms richtet den Blick auf die "Schande" Materas, aber auch auf aktuelle Schandflecken Europas wie Nationalismus, Perspektivlosigkeit der Jugend, Umgang mit Migranten. Ausgehend von Matera soll gemeinsam nach Lösungen gesucht werden. Außerdem geht es um die Schönheit Materas, die es auch zu einer beliebten Filmkulisse u.a für Pasolinis "Das erste Evangelium
Matthäus" .
Carlo Levi hat in seinem Buch nicht nur die Schande beschrieben, sondern auch die Schönheit Materas beschworen. "Kann Schande schön sein und wie sieht Schande heute aus in Basilikata, Italien und Europa?" Diese Frage ist Ausgangspunkt für ein Performance - Projekt zwischen Theater, Film, Musik und Video. Das Projekt thematisiert die heutige Flucht von Menschen vor Krieg und Armut über das Mittelmeer, als auch die Flucht basilianischer Mönche, die im 8. Jahrhundert aus dem Osten wegen des Bilderstreits nach Süditalien flohen. -> mehr über den Bilderstreit und die Mönche
10, 13, 14 August 2019, "Banxhurna - kreatives Zentrum" in San Paolo Albanese (kleinste Kommune Basilicatas)
ähnliche Themen: ->Architektur der Schande, ->Poesie der Schande
Eine Zusammenarbeit mit lokalen Theatern und zwei renommierten Regisseuren.
Milo Rau: " Das erste Evangelium Matthäus": inspiriert von Pier Paolo Pasolonis gleichnamigen Film, der in Matera gedreht wurde, transportiert Milo Rau das Stück an die südliche Grenze Europas und reflektiert dabei die Rolle christlicher Institutionen.
14. September bis 6. Oktober 2019
Roberto Latini: " Das große Theater mangiafuoco": inspiriert Pasolinis Film "Che cosa sono le nuvole", 1967 und von Pinocchio.
Teatri di Matera, Potenza, Venosa und Francavilla 5. - 16. November 2019
Atlas der Stadt- Emotionen: Eine neue Art, Städte zu entdecken
300 Einwohner Materas unterschiedlicher sozialer Herkunft wurden gebeten eine emotionale Landkarte zu erstellen und von Orten zu erzählen, an denen wichtige Ereignisse ihres Lebens stattgfunden haben. Ausgestellt werden diese "Atlanten der Emotionen" in einer Ausstellung in der öffentlichen Bibliothek Materas.
Regisseurin Heike Hennig hat Gemeinsamkeiten auf den Stadtplänen abgelesen und einen Film inszeniert, der auch Teil der Ausstellung ist. So hat sie z.B. erfahren, dass man sich in Matera das erste Mal auf dem Friedhof küsse.
23. März bis 30 Juli 2019, Biblioteca Provinciale "T. Stigliani", Matera
Diese Veranstaltungen widmen sich der Idee der Langsamkeit und Gemeinschaft. Wie können Kunst, Wissenschaft und kulturelles Engagement in Europa Katalysatoren eines neuen Models von Gemeinschaft werden, die in der Praxis des täglichen Lebens verankert sind? Die Höhlen und physische Beschaffenheit Materas ermutigen dazu, Dinge „ab initio“ vom Anfang neu zu denken, wichtige Fragen und Werte zu erörtern.
! Blindes sensorium - das Paradox des Anthropozän ( Hauptausstellung )
Die Ausstellung des Fotografen und Filmmachers Armin Linke zeigt die Geschichte des Klimawandels mit Fotografien, Projektionen, Interviews und Analysen durchgeführt in Matera und Basilikata. Die Recherche begann 2013 in Zusammenarbeit mit dem Haus der Kulturen der Welt in Berlin und wurde fortgesetzt mit internationalen Institutionen aus Kunst und Wissenschaft.
6. September 2019 bis 6. Januar 2020, Ex scuola media A. Volta a Matera
! Die Renaissance vom Süden aus gesehen ( Hauptausstellung )
Matera, das Mittelmeer und Süditalien im 15. und 16. Jahrhundert. Die Ausstellung zeigt mediterrane Routen von Kultur und Kunst, um ein besseres Verständnis für den Dialog und Austausch zwischen verschiedenen Küsten des Meeres zu vermitteln, über das seit Jahrhunderten Zivilisationen und Bewohner in Kontakt gekommen sind.
18 April bis 19. August 2019 im Museo nazionale d’arte medievale e moderna di Palazzo Lanfranchi, Matera
Dieses Projekt gibt Immigranten eine Stimme, die nach einer schrecklichen Reise ihre Stimme verloren haben. Das Projekt fördert Perspektive, Engagement und all die kleinen Dinge, die das Leben lebenswert machen.
Ungewöhnliche, unentdeckte Orte, in deren Mittelpunkt die Menschen stehen, die in Matera leben. Das Projekt möchte die Erzählungen und Wahrnehmungen von Matera verändern und erweitern. Besucher sollen sich als temporäre Bewohner fühlen und sich mit den ständigen Bewohnern austauschen. Entsprechend den fünf Themen wird es fünf ausgeschilderte Wege geben, wo Besucher und Einwohner Geschichten entdecken können. Unter dem Motto " Meet a local" werden Möglichkeiten geschaffen, Einwohner zu treffen und sich mit ihnen auszutauschen.
Diese Sektion untersucht das Thema Mobilität. Mobilität ist das Lebensblut der Region. Wie Apulien wurde Basilikata über die Jahrhunderte von Griechen, Römern, Byzantinern, Langobarden, Arabern, Schwaben (Normannen) und Franzosen besetzt. Basilicata ist dabei immer ein Ort der Annäherung und des Zusammenwachsens gewesen. Wie viele andere ländliche Regionen Europas hat Basilikata in jungster Zeit auch verheerende Emigration (in die Stadt und den Norden) erlebt. Jetzt erlebt die Region die Rückkehr junger Menschen, die sich von den Werten, die in der süditalienischen Kultur verwurzelt sind, angezogen fühlen.
Ein wanderndes, interaktives Museum, das Handwerk künstlerisch wiederbeleben will und dessen Name auch den Wert der Erinnerung betont. Es soll eine Anregung sein, die Beziehungen zwischen Handwerk und Kunst, Kunst und Erinnerung, Kunst und kulturellem Dialog, im weiteren Sinne auch die Idee des Unerwünschten und von Müll neu zu denken. Eine Kooperation mit Genua, Marseille, Malaga, Tetouan, Tunis und fünf Gemeinden in Lukanien. Jede Installation ist Ergebnis von Verpflanzungen, Verschmelzungen, anthropologischen und kreativen Interventionen mit dem Ziel, emotionale und verbindende Werte aufzudecken.
3. Mai bis 7. Juli 2019, in der Höhlenkirche Chiesa rupestre di Santa Maria de Armenis
Wege zur Entdeckung des Religiösen in Matera and Basilicata
Herausgehen, Verkünden, Bewohnen, Erziehen, Transfigurieren. Das sind die fünf Verben, die die Freude daran, das Menschliche wiederzufinden, wecken soll. Jedem dieser Verben sind ein oder mehrere Wege zugeordnet, die mit der Zeit auch verändert und erweitert werden können. In Zusammenarbeit mit Kultur- und Touristikinstitutionen werden Wanderungen durchgeführt, die zu einer langsamen und nachhaltigen Entdeckung ermutigen.
Von Oktober 2018 bis Januar 2020.
Rund um das Thema Essen gibt es u.a. diese Veranstaltungen
-> Das Land des Brotes
-> Breadway
-> Offizielle Webseite Matera 2019 mit vollständigem Programm ( englisch und italienisch)